Sonntag, 13. März 2011

Achtung, hier schreibt Mama! Teil 2

Tag 10

Trotz Betthupferl-DVD „Tatsachlich Liebe“ (ja, das geht immer, auch im Spätsommer): Die erste kalte Nacht steckt uns zum Frühstück noch in den Knochen. Aber der Besuch von fröhlich spektakelnden weißen Kakadus macht das wieder wett. Eigentlicher Plan für heute war Abschied von Mariechen. In Batesman Bay wollten wir Gabriel und Hendrik treffen und Marie sollte in ihr Auto umsteigen. Aus dem Abschied wurde nix. Die Jungs kamen nicht so fix ran. Weil unsere Australienzeit begrenzt ist, entscheiden wir uns für schnell dafür zu dritt bis Melbourne weiter zu touren. Ob ich darüber dolle traurig war? Dreimal dürft ihr raten.

Eine lange Autofahrt führt uns durch herrliche, weite, hügelige, grüne Landschaften nach Eden. Obendrauf heißt unser wunderschön gelegener Campingpark GARDEN of EDEN. Paradiesisch.


Tag 11

Tachostand heute 1. 008 km. Touren von Eden bis Lakes Entrance, überschreiten dabei die Grenze zwischen New South Wales und Victoria. Hinweisschilder am Rand des Highways warnen uns, dass es verboten ist, Obst nach Victoria einzuführen. Wir schmuggeln 3 Äpfel, 1 Birne, 1 Handvoll Kirschen und ein paar Weintrauben über die Grenze. Werden zum Glück nicht erwischt. Auf einem Rastplatz in der Pampas trifft Marie zwei süddeutsche Jungs (entweder Stuttgarter, die in München wohnen oder Münchener, die in Stuttgart wohnen) , die sie aus Cairns kennt. So groß ist Australien wohl gar nicht? Dann zieht sich die Strecke, Ortschaften werden seltener und auf dem Highway 1 wird es irgendwann auch etwas unheimlich. Gut 120 km fahren wir durch abgebrannte Wälder. Zunächst bemerken wir nur die verkohlten Baumstämme. Die Kronen sind noch (?) grün und das Buschwerk ebenso. Doch bald nur noch schwarze Stämme und braunes, totes Laub. Es riecht nach frischem Brand. Am Horizont entdecken wir dicken, jedoch örtlich begrenzten Rauch. Wir vermuten, dass da gerade ein Feuer brennt. Irgendwie dann doch bedrückend. Es ist das erste Mal, dass wir so nah mit einer der gefährlichen Naturgewalten Australiens in Berührung kommen. Wobei uns ja nichts passiert und wir unbehelligt durch das Land fahren. Die Menschen hier leben mit den Gegebenheiten, hin und wieder passieren wir einzelne Anwesen inmitten des Waldes. In einem witzigen urigen Straßenladencafe tanken wir bei extra starken Cappucino und Super-Hotdogs wieder neue Energie. So schaffen wir’s bis Lake Entrance und schlagen unser Nachtlager auf. Baden im Meer geht wegen der starken Brandung leider nicht. Dafür geht das Internet- juche! Aber zum Bloggen reicht die Verbindung nicht. Bling-weg ist sie.


Tag 12

Unser Ziel weit im Westen: Phillip Island. Ja, nun kommen sie, die berühmten Fairy Penguins (eigentlich Little Penguins, aber Fairy ist so viel schöner). Ach, darauf hatte ich mich schon zu Hause gefreut. Die mussten also unbedingt mit ins Reiseprogramm. Von der Penguin Parade erzähl ich euch dann, wenn ihr mögt. Schaut derweil einfach unter www.penguins.org.au Wir haben sie watscheln gesehen unter einem sterneklarem Himmel.


Tag 13

Das war der Koala-Tag. Denn die wollte ich wenigstens so dringend sehen wie die Pinguine. Auch das ist auf Philip Island möglich- im Koala Conservation Centre. Da liest sich der Besucher durch viel Wissenswertes über diese possierlichen Tiere, ehe er den sogenannten Treetop-Walk begehen kann. Haben wir gemacht und befanden uns beinahe auf Augenhöhe mit den knuffigen Koalas auf ihren Eukalyptusbäumen. Habe zahlreiche Fotos gemacht. Mich allerdings vor Aufregung total verzoomt. Von den etwa 150 Koala-Zoom-Bildern sind bestimmt 4 was geworden. Meine zwei Liebsten lächeln über sowas nur milde. Und ich kann von Glück sagen, dass Marie auch 3 Fotos gemacht hat. Es gibt also Bilder, Freunde.

Und weil es so schönes Wetter war fuhren wir hinterher zum Surf Beach zum Baden, zum entspannten Bummel nach Cowes und zum Abend ganz in den Westen der Insel zu den Nobbies. Da sahen wir zwar keine Seehunde, aber genossen wieder einmal traumhafte Ausblicke auf Meer und Festland. Abends gab’s Gegrilltes, oder wie es hier heißt BBQ. Lecker.


Tag 14

Es regnete die ganze Nacht hindurch, auch morgens noch. Das Sonntagsei gibt es also im Auto. Es klart auf und wir steuern unser nächstes geplantes Ziel an: die vielgepriesene Great Ocean Road. Dafür fahren wir in einem Halbkreis von Phillip Islands über Melbourne wieder an die Küste. Und erreichen heute den Ausgangspunkt für die Great Ocean Road: Torquay. Vor einigen Jahren waren wir in Cornwall in einem Ort gleichen Namens. Tatsächlich erinnert der Strand des australischen Torquays an den des cornischen, allerdings ist dieser hier weitläufiger und die berühmten Surfwellen gewaltiger. Dieses Torquay jedenfalls ist das Mekka der australischen und internationalen Surfszene. Wir verbringen einige Zeit damit, den Surfern und ihren verschiedenen Techniken zu zusehen. Spannend. Zusehen lässt einen im starken Seewind leicht frösteln. Wandern wärmt etwas. Erwandern einige Lookouts (Aussichtspunkte). Am interessantesten für mich Danger Point. Heute ein Mahnmal für im Krieg gefallene Australier. Die waren als Commonwealthler immer mit dabei: 1. Und 2. Weltkrieg, Koreakrieg, Vietnam…Dass das so weit im Süden gelegene Torquay im 2. WK ein wichtiger militärischer Stützpunkt war und praktisch alle Australier gefordert waren, ihren Beitrag zu leisten (Männer und Frauen), hatte ich nicht vermutet. Danger Point war ein strategisch günstig gelegener Ort, hoch auf der Steilküste, von hier konnte feindliche Marine und Flieger erspäht und abgewehrt werden.

Tag 15

Great Ocean Road. Etappe Torquay bis Morengo. Natur pur und so gewaltig. Ich glaube, es ist besser, einfach nur die Bilder wirken zu lassen.

In Lorne finden wir den allerbesten Buchladen überhaupt und selbstverständlich verlassen wir das Geschäft nicht ohne Bücher. Und abends erledigen wir im Internet unsere Unterkunftsuche für die letzten 2 Nächte in Melbourne. Nachts um 12 ruft Hafenmeister vom SSV aus Schwerin. Allerdings können wir nur zurückrufen und müssen auf’s Band sprechen.


Tag 16

Morengo bis Colac.

Der Abstecher zum Leuchtturm am Cape Otway (www.lightstation.com) war eine Bildungsreise der besonderen Art für mich. Hut ab vor den Leistungen der Menschen im 19. Jahrhundert, Ehrfurcht vor der Geschichte der Urbarmachung dieses Landstriches und einmal mehr Respekt vor den Naturgewalten, die einerseits schön, andererseits unbarmherzig sind.

Und dann natürlich die Zwölf Apostel, von denen es unendlich viele Postkarten, Poster und Beschreibungen gibt. Ein paar Fotos seht ihr natürlich auch hier. Aber das alles wird der Realität nicht im Geringsten gerecht, das müsst ihr einfach mal glauben. Und viel mehr Schönes kann ich, glaub ich bald, gar nicht mehr aufnehmen. Oder? Drückt mal die Daumen, dass morgen wieder was geht. Es kommt ja noch Melbourne.


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