Montag, 28. Februar 2011

Achtung hier schreibt Mama! Teil 1

Das gesamtfamiliäre Abenteuer Downunder nähert sich langsam aber sicher seinem Ende. Am Sonntag, dem 13. Februar hat es in Sydney begonnen und jeder neue Tag brachte uns neue Eindrücke und Erlebnisse. Heute ist es nun endlich internet-technisch möglich, euch davon etwas zu bloggen. Unsere Stationen waren Sydney, die Blue Mountains, Canberra, Ostküste New South Wales/ Victoria, Phillip Island und seit heute die Great Ocean Road. Weiter geht’s dann noch nach Melbourne. Na gut, auf der Karte Australiens nimmt sich die Strecke nicht sooo lang aus. Doch immerhin hat unser Apollo Hitop Caravan uns schon 2 100 km gut gefahren und wir sind ja noch nicht am Ziel der Reise. Erstaunlicherweise kommen wir kleinen Menschen in dem kleinen Van- der eigentlich für zwei Erwachsene und eventuell ein Kindchen gedacht ist- irgendwie zurecht. Papa schläft in der Kinderkoje unterm Dach, die jeden Abend auf- und morgens abgerödelt werden muss. Während der Fahrt sitzen wir zu dritt alle vorne. Geht alles.


Tag 1,2,3 SYDNEY

Erstmal Mariechen knuddeln, die mit uns bei Eva's Backpackers einzieht- In Kings Cross, dem Rotlichtviertel. Marie zeigt uns ihr Sydney, führt uns zur Oper, Harbour Bridge, The Rocks ( der erste von weißen Siedlern besiedelte Stadtteil mit extra viel Flair. ) Anderntags Hop on-Hop Off Sightseeing durch ganz Sydney bis Bondi Beach. Wir fangen uns einen Sonnenbrand, weil wir immer Oberdeck fahren und die Sonne australisch brennt, auch wenn sie nicht immer zu sehen ist. Abends führt Marie uns nach Newtown, sehr charmanter Stadtteil. Dort treffen wir Gabi und Hendrik und gehen zusammen essen. Letzter Sydney-Tag: Fahren den Sydney Tower hoch, um die Stadt aus der Vogelperspektive zu bestaunen. Überhaupt staunen wir viel in diesen und den folgenden Tagen.


Tag 4

Auto abholen, es ist so so heiß und aufregender Linksverkehr fordert volle Konzentration von Papa, Mama und auch Marie. Das Campingabenteuer beginnt, finden unseren ersten Caravan Park in Emu Plains. Einkaufen bei Aldi!!! Der Kühlschrank wird gut bestückt.


Tag 5

Katoomba in den Blue Mountains. Besuchen die Scenic World. Fahren mit Eisenbahn, Kabelbahn und Bergbahn und wandern im Regenwald und bewundern die Landschaft.

Tag 6

Von den vielen Abenteuern, die wir unternahmen, war das VIERstündige Bushwalking mit Tom in den Blue Mountains mit Sicherheit ein Highlight. Zwar haben wir wegen Nebels und Regen und Wasserfall und intensiven Schwitzens vor allem viel Feuchtigkeit um uns gehabt, aber auch einen ausgeprägten Muskelkater mitgebracht. War toll, wirklich. Hinterher haben wir gelesen, dass unsere walking tour für experienced walkers (erfahrene Wanderer) geeignet war. Könnt ihr alle mal stolz sein.

Außerdem und sehr zur Freude unseres australischen Reiseleiters haben wir tatsächlich einen Lyrebird gehört und auch gesehen, was laut Tom selten passiert. Ein besonderer Vogel, der das Wappentier des Nationalparks ist und als seine Spezialität, alle Geräusche und Laute ( Klavierspiel, Kettensägen, Handyklingeltöne täuschend echt nachahmt und sie sogar in sein „Repertoire“ aufnimmt, sie nie mehr vergisst. Auf „unseren“ Lyrebird ist Tom wegen seines natürlichen Rufes aufmerksam geworden. Gemeinsam pirschen wir uns heran und kriegen ihn zu sehen. Wenn das nicht aufregend ist. Leider gibt es kein Foto davon.

Tag 7

On the road bis Moss Vale. Etwas trister Ort, fand ich. Landen hier, weil der von Tom empfohlene Campingplatz in Berrima dicht gemacht hat.


Tag 8

Unterwegs nach Canberra. Stopp in Bundanoon,...“ perhaps the prettiest of all the southern highland villages“... Ja, ja, ja! Stimmt genau. Abends kurz vor Canberra auf dem Campingplatz: „Ich glaub, ich seh ein Känguruh!“, sagt Jörn. „Ich auch!“, sagt Marie. Und dann seh ich es auch, mein erstes Känguruh. Hoppelt übern Campingplatz. Mein Herzelein hoppelt auch vor Freude.


Tag 9

Canberra Day. Die Bundeshauptstadt. Unser Hitop parkt unterm Parlamentsgebäude. Wir gehen ins Parlament, besichtigen das Repräsentantenhaus, in dem gerade debattiert wird. Gucken verschiedene Ausstellungen an und spazieren übers grüne Grasdach des Parlamentes und blicken auf das in eine liebliche Hügellandschaft gebettete Canberra. Dann besuchen wir das sehr empfehlenswerte National Museum of Australia.

Sonntag, 6. Februar 2011

Punkt Punkt Komma Klar

So jetzt hab ich mal geguckt, sind keine Rüben auf dem Feld. Dann habe ich mal auf Gabriels Blog geguckt, was wir so gemacht haben in Sydney.

Punkt Eins: Öffentliches Konzert zur ersten Nacht des Sydney Festival.
Auf der Straße stehen, sitzen und tanzen zu Aboriginal-HipHop und Afrikanischer Rock/Pop-Musik. Sehr spaßig und gegen Ende des Abends wurde es auch immer voller, nach einer Weile wurden meine Knie nur etwas schwach, da ich morgens mit vollgepackten Rucksack und schweren Tüten zum Hostel gelatscht war, während Gabriel seinen White Card-Lehrgang machte, um als Bauarbeiter arbeiten zu können.

Punkt Zwei: Sydney Sightseeing
Mit rotem Doppeldeckerbus, in dem man ein- und aussteigen konnte, wie man Lust hatte.
Damit haben wir alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert, sind durch die Gegend geschättert und haben am berühmten Opera House ein bis zwei witzige Bands angehört.



Punkt Drei: Ich habe mich tätowieren lassen, oh oh.
Mutti hat mich bis jetzt noch nicht enterbt, deswegen könnt ihr es auch ok finden. War ganz witzig im Tattoostudio, vor mir war da ein großer dicker Mann, der sich den Bauch mit einem indianischen Muster tätowieren lies. 4 Stunden saß der da und ist immer noch nicht fertig. Die Tätowierer haben sich gefreut, was für ein schnuckeliges Motiv ich mir vorher schon ausgesucht hatte und ich war stolz wie bolle. Die Idee dazu hatte ich schon ein paar Jahre lang, nicht dass ihr jetzt denkt, dass das so eine fixe, undurchdachte Handlung war. Aber ich muss mich gar nicht rechtfertigen, ich bin schon groß, ich finds gut, Papa findets gut. Das ist das Wichtigste.

Punkt Vier: Australia Day am 26.Januar (Achtung, nennen einige auch Invasion Day, wegen der Aborigines und so, also nichts mit „Tag der australischen Einheit“)
Die Australier drehen da durch wie Deutsche bei der WM, wenn Deutschland gerade einen guten Lauf hat. Alle mit Australia-Shirts und -Basecaps und -Badeshorts und -Flaggen und allem Pipapo.
In der ganzen Innenstadt gab es kostenlose Konzerte, Menschen saßen im Gras und tanzten im Freien und wir mittendrin. Abends ein großes Feuerwerk mit Musik und Segelbooten, die im Kreis rumfuhren und ihre Segel bunt beleuchtet haben. Ein Späßchen.

Punkt Fünf kommt sofort. Sven, Gabriel und ich machen uns auf in die Innenstadt zum Chinese New Year Festival. Nach meiner stichprobenartigen statistischen Überpfrüfung ist mindestens die Hälfte der Bevölkerung von Sydneys Innenstadt Asiaten. Und es sind auch immer Asiaten, die einem im Weg rumstehen. Wirklich. Gabriel sagt, ich spinne. Aber stimmt nicht. Mir stand hier noch nie ein Nicht-Asiate im Weg.

Und Punkt Sechs: wir bekommen Zuwachs. (Nein, ich bin immernoch nicht schwanger.)
Am Mittwoch kommt Hendrik und reist dann mit uns. Ist nicht immer so ein netter wie Gabriel, aber sein Abi ist besser. Ist also ok. Mama mochte den auch mal, glaube ich.

PS: Vielleicht schreibe ich noch was zum Tattoo, was das so soll und so und dann könnt ihr auch mal gucken, wie es aussieht. Jetzt aber los.

Prinzessin von und zu Sydney (und Umland)

Nach über einem Monat in Sydney komme ich endlich dazu, darüber zu schreiben. Man hat auch wirklich viiiieeel zu tun hier. Jedenfalls gibt es genug Ablenkung.

Nach unserem rasanten Flucht-Roadtrip und Silvester in der Wildnis kamen wir in der ersten Januarwoche im Großraum Sydney an und besuchten Tom, einen Bekannten von Gabriels Vater. Tom sieht aus wie der Weihnachtsmann und weiß ungefähr alles und war auch schon überall. Er lebt mit seiner Frau Robin – beide ehemalige Lehrer – und ihrem Sohn Kim und dessen Frau Koy aus Thailand in einem Haus mit viel Grün drum herum in einem Vorort von Sydney – eine Stunde Zugfahrt bis zum Zentrum.
Am ersten Abend wurden wir mit einer kleinen Familiengrillfeier begrüßt, zu der auch die bereits ausgezogene Tochter Jessy und deren Freund kamen. Der hat vor kurzem ein Musikvideo für den britischen Popstar Will Young gedreht. (Könnt ihr ja mal googlen, wenn ihr mögt.) Der hat ihn aber immernoch nicht bezahlt. Stellt euch das mal vor.

Am nächsten Tag fuhren Tom und Robin mit uns durch Nationalparks zu verschiedenen Aussichtspunkten rund um Sydney, sodass wir aus der Ferne schon mal einen Blick auf Sydney Harbour und den berühmten Bondi Beach werfen konnten. Ohne dass wir vorher etwas abgesprochen hatten, wohnten wir insgesamt etwa eine Woche kostenlos bei Tom und wurden super verpflegt. Angenehm, mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.

Tom versuchte auch uns bestmöglich bei der Jobsuche zu unterstützen. Wir durchforsteten mehrere Internetseiten und Zeitungsannoncen und stellten fest, das Kellnerinnen bzw. Barpersonal am meisten gesucht wurde, also meldete ich mich für einen Responsible Service of Alcohol Kurs (kurz RSA) an, RSA Zertifikate sind nämlich für Personal vorgeschrieben, wenn eine Lokalität Alkohol ausschenkt.
Der sechsstündige Kurs war dem Umständen entsprechend sogar fast witzig. Der Tutor ist im Hotelgeschäft aufgewachsen und nun Besitzer einiger Bars und Pubs und plauderte allerhand von seinen Berufserfahrungen, um die von der Regierung angeordneten sechs Stunden rumzukriegen. Natürlich haben wir auch inhaltlich etwas neues gelernt, wobei man den Großteil der Testfragen auch mit gesundem Menschenverstand und Schulwissen beantworten konnte. Es ist noch nie jemand durch diesen Test gefallen, bei dem man auch sein „Lehrbuch“ zur Hilfe nehmen darf. Aber ich muss ehrlich sagen, dass der Kurs lehrreich war und man danach anders über seinen Alkoholkonsum nachdenkt. Betrunken heißt auf Englisch „Intoxicated“, was man auch als „vergiftet“ übersetzen kann. Jaha, da denkt mal drüber nach, Freunde!
Australien geht da ganz gut mit „intoxicated people“ um, finde ich. Sobald das Personal merkt, dass ein Gast betrunken oder angetrunken ist, darf er nicht mehr Alkohol serviert bekommen und muss aus dem Lokal verwiesen werden. Ohne Wenn und Aber.

Mit dem Zertifikat und Lebenslauf in der Hand bin ich dann mehrere Tage lang durch die Straßen gelaufen und habe mich bei verschiedenen Bars und Restaurants beworben. Mittlerweile hatten wir in ein Hostel im Viertel Newtown eingecheckt – nur zehn Minuten mit der Bahn bis zum Zentrum. Die Bewerbungen waren auch nach zwei Wochen erfolglos, was mich nicht abhielt Newtown ganz und gar wunderbar zu finden. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt: viele junge Menschen, die alle ein bisschen anders sind und aussehen, als ob sie einen kleinen, witzigen Knacks haben, sich die Haare kunterbunt färben und sich für die schönen Künste interessieren und viele kleine tolle Secondhand-, Musik-, Mode-, Buch- und Kunstläden zwischen all den Cafés und Restaurants. Am Wochenende gibt es einen Flohmarkt ohne Plunder dafür mit echten brauchbaren Schätzen. Abseits der Hauptstraße – der King St – gibt es Parks und schmale Straßen von kleinen Häuschen mit Balkonen mit schnuckeligen, schnörkeligen Verzierungen an den Geländern. In der Hitze stehen die Haustüren offen und man kann bis ins Grüne im Hinterhof gucken. Ihr merkt, ich bin ein bisschen verliebt.

Die Leute im Hostel sind nett und witzig.(JAA! Der Schulaufsatz-Stil bleibt!) Die Jungs an der Rezeption kennen mich mit Namen und sind sehr hilfsbereit. Die meisten Gäste sind schon mehrere Wochen hier, weil sie arbeiten oder weil es hier einfach so schön ist. Ein Großteil der Gäste sind Deutsche, dann gibt es natürlich Franzosen sowie Engländer, Australier, Holländer, Italiener, Neuseeländer, eine Schweizerin, eine Kanadierin und den Iren Stuart, den aufgrund seines schönen Akzentes alle nur „Stööört“ nennen. (Nicht weil er stört, sondern weil er das so ausspricht.)

Gabriel und ich wohnen in einen Sechser-Zimmer, wo außer mir nur Jungs schlafen. Der Neuseeländer Mike wohnt hier schon seit mehreren Monaten, hat das Zimmer mit Postern dekoriert und arbeitet in der Spätschicht als Gabelstablerfahrer. Neuerdings redet er nicht mehr mit uns, weil wir vermutlich mit Sven unter einer Decke stecken. Sven wohnt auch bei uns im Zimmer, ist 29 und kommt aus Paderborn – ein Spaßvogel. Sein Fehler, er hat mit einem Mädchen gesprochen, in das Mike verliebt ist, nachdem er sich einmal mit ihr unterhalten hat. Tja, wo die Liebe hinfällt, da wächst kein Gras mehr. Oder so.

Vor ein paar Tagen ist der Franzose, der im Bett über mir schlief, ausgezogen. Wurde auch langsam Zeit, wenn ihr mich fragt. Der war nämlich ein komischer Kauz, davon konnte ich im Laufe der Zeit auch alle anderen Zimmerbewohner überzeugen. Frenchie hat nämlich nachts ganz laut rumgepupst und im Bett rumgewackelt und nicht auf mein „Salut!“ geantwortet. Da kenn ich nichts.

Heute morgen ist Zimmerliebling JD ausgezogen. JD ist kurz für einen indischen Namen, den er uns nicht verraten hat, viel zu kompliziert. Alle nennen ihn einfach JD. Seine Familie kommt aus Pakistan, er ist in Indien geboren und in Dubai aufgewachsen und bezeichnet sich als Australier. Hier lebt er nämlich schon seit ein paar Jahren und arbeitet als Studiotechniker in verschiedenen Musikstudios, früher in Byron Bay und zur Zeit macht er ein Praktikum in Sydney. Nach mehreren Wochen auf Wohnungssuche hat er nun ein Apartment gefunden, wo er ein Zimmer ganz für sich hat.
Heute sind zwei neue Jungs eingezogen, ein Deutscher und ein Asiate, der ein Auge auf Sven geworfen hat. Schon eine spaßige Angelegenheit, mit fünf Jungs zusammen zu wohnen. Nur nicht, wenn die rumpupsen und das durch den Ventilator an der Decke im ganzen Raum verteilt wird. Und scheinbar hat Mike auch ein Problem, wie lange ich dusche. Seine einzigen Worte zu mir waren nämlich „You're quite a princess, aren't you?“ als ich aus dem Bad kam und er fix hineingehuscht ist. Sollte vermutlich böse sein. Stört mich gar nicht. Bin ich halt ne Prinzessin. Tsss.

(Hier ist jetzt mal eine Zäsur [ooho, Fremdwort], weil ich memorieren muss, was noch so passiert ist. Ihr könnt euch ja mal einen Kaffee holen oder eine Toilettenpause machen)