Mittwoch, 27. Oktober 2010

Groessere Sch... als jemals zuvor. Zitat Ende.

joa doch...Drei ganze Tage haben wir es auf der Tomatenfarm ausgehalten.
Aber von vorne:
Wir haben die Nummer eines Alan in Bowen vermittelt bekommen, der meinte, er haette Platz fuer uns und wir sollten so schnell wie moeglich kommen, man koennte schon so 500 dollar pro Woche machen. Also sind wir so schnell wie moeglich gekommen.
Platz in seinem Hostel hatte er dann doch nicht, also sind wir auf den Campingplatz. 60 Dollar fuer eine Woche Transport zum Feld mussten wir ihm trotzdem bezahlen. Der Bus zum Feld fuhr um 6:00 Uhr morgens, als aufstehen um fuenf. Die Freude meinerseits war riesig... nicht.
Zwei Tage sind wir also frueh hoch, nur um dann bescheid gesagt zu kriegen, dass wegen Regen das Feld unbefahrbar ist - Day Off also. Super, zwei Tage umsonst bezahlt.

Der erste richtige Arbeitstag war hart, der zweite noch haerter - mit Muskelkater vom Vortag.
Tomato picking laeuft wie folgt: Man bildet eine Crew von 13 bis 15 Leuten plus einem Driver mit Truck, schnappt sich einen Eimer und schleppt sich damit durch die Beete und pickt alle "coloured" Tomaten, also alles von hellgelb bis orange. Die Strauecher sind so in etwa einen Meter hoch und das schlimmste ist, dass man sich staendig buecken und wieder aufrichten muss und dabei auch noch ein gewisses Gewicht des vollen Eimers schleppen, tragen oder ziehen muss. Wenn einer aus dem Team seinen Eimer voll hat, schreit er "Bucket!", alle stehen auf und heben ihre Buckets durch die Reihen zum Driver, der die Tomaten in einen grossen "Bin" schuettet. Pro RiesenBin gibts 100 Dollar fuer das ganze Team. Am zweiten Tag haben wir in 8 Stunden in purer Hitze mit 15 Leuten gerade mal 6 Bins gemacht. Da koennt ihr jetzt mal den Stundenlohn ausrechnen, ich mache das lieber nicht.

Das schlechte BinErgebnis war gar nicht unsere Schuld, falls ihr das jetzt denkt, da ist einfach kein Geld mehr zu holen. Nach drei Tagen haben wir gerade mal unsere Ausgaben fuer eine bezahlte Woche Unterkunft drinne. Den letzten Tag haben wir uns frei genommen, keine Lust mehr und alles tat weh und menno. War auch ganz gut so, ehemalige Teamkollegen haben gesagt, dass der Tag zwar kurz aber von der Ausbeute eher sehr schlecht war. Der naechste Tag - also heute - war dann fuer alle Day Off. Super.

Wenigstens haben wir viele neue nette Leute kennengelernt. Die aergern sich auch alle ueber Alan, der armen Backpackern so viel Geld abzieht. Eine Italienerin meinte, das liefe hier schlimmer als bei der Mafia. Hat sie sogar Recht vermutlich. Dann hat sie bemerkt, dass wir aus Deutschland kommen und meinte, es waere ja wie mit diesem einen Hitler frueher. Dass es da noch ein bisschen anders lief, haben wir ihr nicht gesagt, hatten wir keine Energie mehr fuer.

Jetzt sind wir wieder in Townsville, nicht fuer lange, und fahren nach Cairns weiter. Vielleicht finden wir noch nette Bananenfarmen unterwegs, die sollen ganz gut sein, vorallem mit Stundenlohn, yeah. Oder eben einen Job in der Zivilisation von Cairns.

Achso, in Bowen wurde uebrigens der Film "Australia" mit Nicole Kidman und Hugh Jackman gedreht. Klasse, ne? Die sind auf der selben Strasse gegangen wie ich. Unglaublich. Wenigstens mussten sie Alan nichts bezahlen. Obwohl ... das wuerde mich eigentlich auch nicht wundern, wenn doch.

Dienstag, 19. Oktober 2010

persoenlich vertraulich


Jule hat gesagt, man darf auf seinem Blog auch mal ein bisschen persoenlicher werden - Gedanken und so. Und weil ich mich ein wenig fuer meinen unkreativen letzten Eintrag schaeme, wirds jetzt mal persoenlicher - fertig, los!

Wie gehts mir so? Gut gehts mir, wirklich. Fast 1,5 Monate hier und noch kein einziges mal geheult (nagut, einmal fast, als es die reduzierte Cola nicht mehr gab, auf die ich mich soooo gefreut hatte) und wer mich im letzten Jahr privat erlebt hat, weiss, dass das schon ziemlich gut ist.
Aber wenn man trotzt Sonnenschein und Palmen doch mal an Weltschmerz leiden sollte, hat man den "Virus" vermutlich von zuhause mitgebracht. Danach wird bei den ansonsten strengen Quarantaene-Untersuchungen naemlich nicht gefragt.
Aber schlechte Laune kommt sowieso eher selten auf, dazu gibt es zuviel Ablenkung: Landschaft und Leute.

Und sonst so?
Gabriel moechte so schnell wie moeglich Arbeit finden, denn auch wenn wir wirkliche Sparfuechse sind - irgendwann ist das Geld alle. Also gucken wir nach Moeglichkeiten zum Fruitpicking, aber bitte keine Mangos, die sind giftig oder so. Gabi arbeitet am Liebsten mit den Haenden, sagt er, Hauptsache er muss nicht so viel nachdenken. Ich koennte ja meinetwegen auch mit dem Kopf arbeiten, Hauptsache nicht zu viel Verantwortung oder Moeglichkeiten, etwas dolle schlimm verkehrt zu mchen. Gibts vermutlich nicht, aber was soll schon passieren? Wird man eben gefeuert und sucht sich den naechsten Job. No worries, mate!

Ich habe gelesen, dass deutschsprachige Backpacker auch gerne als Touristenfuehrer in Staedten oder Museen oder auf Touren genommen werden. (Wirklich erstaunlich, wie viel Deutsche man hier trifft - nicht nur junge Backpacker.) Darauf haette ich ja auch ein bisschen Lust eigentlich, eher mehr auf Staedte und Museen als irgendwelche Outbacktrips. Also jetzt mal wirklich, ich so im Museum - das waere schon nicht schlecht, oder?

Damit waeren wir auch schon fast beim naechsten Thema:
Was mache ich nach Australien? Was studieren?
Da mein soziales Umfeld in Deutschland mir auch nach mehrfachem Nachfragen meinerseits nicht wirklich weiterhelfen wollte/konnte und man als Beifahrer viel Zeit zum Nachdenken hat, wenn man nicht gerade liest (mein Ziel: 50 Buecher in 8 Monaten), bin ich auf die Idee gekommen, dass Literaturwissenschaften doch gar nicht soo schlecht waeren, obwohl meine ehemalige Englischlehrerin anmerkte, dass die Vielzahl der Berufsmoeglichkeiten da ja eher beschraenkt sind. Hmm... ganz im Gegensatz zu ihrem Lehramt-Studium oder wie?
Naja, davon lasse ich mich jetzt erstmal nicht abhalten, immerhin habe ich dann ein paar Jahre abgedeckt und immernoch Zeit ueber die kreative Gestaltung meiner Zukunft nachzudenken.
Ich habe mich da auch schon ein klein wenig schlau gemacht, Uni Greifswald hat "Literaturwissenschaften, Vergleichende" im Katalog.

Uni Greifswald, weil da sind eben drei meiner liebsten familiaeren Bezugspersonen auch schon gewesen und einer meiner liebsten sonstigen sozialen Bezugspersonen ist da genau jetzt. (wer den letzten Spiegel gelesen hat, weiss, dass es darauf ankommt) Kann also nicht soo schlecht sein.
Jedenfalls muss man da wohl noch andere Bachelor of Arts-Faecher davor studieren, damit man dann Master of Arts wird. So ganz habe ich das System noch nicht verstanden, aber das war beim Abitur auch bis zum Ende so und ich habe es trotzdem. Irgendwie.
Das ist jetzt aber noch nicht so eine "Auf jeden Fall MUSS ich das machen/mein Herz hoert auf zu schlagen, sollte was dazwischen kommen"-Entscheidung. Ihr koennt ja zuhause auch noch mal im Stillen (oder stillen Oertchen) drueber nachdenken und ein paar weitere Vorschlaege unterbreiten. :) Ich sag mal kurz, womit ich noch so ein bisschen liebaeugel (oder -aeugle?), damit ihr die ungefaehre Richtung wisst: Kunstgeschichte, Germanistik, Amerikanistik&Anglistik, Kommunikationswissenschaften und so
Obwohl... Nautik waere auch ein bisschen witzig, oder? Und wir haben hier vorgestern zwei Deutsche getroffen, die sind Shipbroker, also Immobilienmakler fuer Schiffe. Wie cool ist das? Habe ich noch nie von gehoert, aber wenn es dafuer sogar eine Schule gibt, wo die Beiden naemlich warenm muss das ja schon ein bisschen verbreitet sein. Den Beruf stelle ich mir ganz interessant vor, aber ich denke mal, unterm Strich ist das wie mit Reisebueros: Schlaue Menschen machens selbst im Internet.

Aber och nee, mein Herz haengt glaube ich schon ein bisschen an Literaturwissenschaften. Shipbroker ist nur ein kleiner, neuer Flirt. Liefert ihr mir jetzt allerdings einen ganz heissen Feger auch mit inneren Werten, koennte ich mir moeglicherweise beides aus dem Sinn und Herz schlagen.
Das geht nicht mit allen Sachen dadrin so fix und einfach, nur mit leichter Kost wie Zukunftsgedanken.
Aber das ist dann eine andere Geschichte und jetzt doch zu privat.

edit: habe heute post bekommen. siehe oben. danke danke danke.

Sonntag, 17. Oktober 2010

on the road

Mittlerweile sind wir also in Townsville angekommen, Brian hat uns schon ca. 3500 Km durch die Gegend gefahren. Naja, der Gabriel wars. Ihr wisst schon.
Zuerst waren wir im Litchfield National Park in der Naehe von Darwin, da wurden uns ein paar Plunge Pools unter Wasserfaellen von Gerwin aus Belgien und Yuri aus Peking empfohlen, die wir auf Darwins Campingplatz kennengelernt haben.
Im Litchfield war es wirklich wunderschoen, man konnte ueberall unter Wasserfaellen und Flusslaeufen baden, eine willkommende Erfrischung bei der Hitze. Dank Gerwins Spezialtipp haben wir einen besonders schoenen Pool gefunden, den man ueber eine Schotterpiste erreicht. Zum Glueck hat unser Brian Allradantrieb.
Nach ein paar Tagen in Litchfield sind wir in den Kakadu National Park ganz in der Naehe gefahren, der wirklich riesig ist. Leider kann man dort eher selten baden, da angeblich ueberall Krokodile in den Gewaessern sind. Gesehen haben wir aber keine. Dafuer haben wir ein bisschen ueber Aboriginee-Kultur gelernt. Das Land des Kakadu National Park gehoert einigen alten Staemmen und Touristen duerfen nur auf bestimmten Wegen unterwegs sein und haben sich im Wesentlichen aus den Angelegenheiten der Ureinwohner rauszuhalten. Also vom Land her. Ansonsten moechten Aboriginee schon darauf, dass man auch ein bisschen etwas von ihrer Sprache und Kultur lernt, versteht, akzeptiert und mitnimmt. Sehr interessant war dementsprechend auch das Visitor Center, das wir besucht haben, nicht nur wegen der kalten Getraenke und schattigen Plaetzchen. Zum Beispiel haben wir gelernt, dass einige Zeremonien wie Beerdigungen etc seit Ewigkeiten nach den selben Ritualen abgehalten werden und nur Maenner daran teilnehmen duerfen. Und wenn ein Aborigine stirbt, darf sein Name einige Jahre lang nicht genannt werden. Spannend waren die Entstehungsgeschichten ueber die "Spirits" (sowas wie Gottheiten, nehmen wir mal an), die Land und Leute geschaffen haben. Faellt mir gerade nichts Konkretes ein, muss ich noch mal ueberlegen. :)
Brian, ein Mitsubishi Pajero, von 1993. Jetzt mit neuem Nummernschild und Outback-Staub!
Meterhohe Termitenhuegel, nord/sued ausgerichtet.


Felsenmalerei im Kakadu National Park
Gerwin, Yuri, Gabriel und Maries Lieblingspool zwischen Felsen.



Nach zwei Wochen Entspannung ging unser eigentlicher Roadtrip los. Zwischenstop in Katherine, um Proviant auszustocken. Einmal quer durchs Outback. Alle hundert Kilometer kleine nette Doerfer mit netten Menschen, die sich ueber Besuch freuen, wenn da arme Backpacker wie wir mal eben ihre Wasservorraete an der Tankstelle auffuellen wollen. Eigentlich hatten wir dabei immer gutes Wetter, nur an meinem Geburtstag gabs nachts ein riiiiiesiges Gewitter-Sturm-Wetterleuchten und dann war es den ganzen Tag ueber ziemlich kalt, dass nachts zum ersten Mal die Schlafsaecke rausgekramt werden mussten.
Jetzt sind wir endlich wieder am Meer, endlich wieder Palmen und Strand. Wurde aber auch Zeit.